Montag, 6. März 2017

Blogeintrag über Januar/Februar und Cultural Exchange



Nach langer, langer Zeit melde ich mich hier auch mal wieder… Viel ist passiert in den letzten zwei Monaten und dennoch wollte ich es nicht auf dem Blog veröffentlichen. Nach allem will ich euch aber trotzdem versuchen einen Einblick in das, was passiert ist, zu geben. Dieser Eintrag wird dementsprechend nicht über so viele schöne Erfahrungen gehen und ich hoffe es ist nicht zu schlimm für euch, auch mal über die negativen Erfahrungen zu lesen.
Ich versuche mich kurz zu halten, daher wird der Stil auch etwas anders sein…
Drehen wir die Zeit mal 2 Monate zurück: Am 05. Januar 2017 waren wir gerade einen Tag aus dem Urlaub zurück und ich hatte einen Schwächeanfall, weswegen ich kurzerhand ins Krankenhaus kam… Und so fing alles an…
07. Januar: Meine Kontaktperson kommt zu Besuch, da sie durch meine Gastfamilie über meinen Anfall informiert wurde. Mir wurden verschiedenste Sachen von der Organisation aus vorgeworfen, mit denen ich angeblich die Regeln der Organisation gebrochen habe. Mir wurde gesagt, dass ich einen Warnbrief bekomme und eventuell zurück nach Deutschland geschickt werde. Daraufhin war ich total verstört, zum Einen weil ich die Vorwürfe nicht verstehen konnte (und immer noch nicht kann…) und zum Anderen, weil ich noch nicht nach Hause will. Das wiederum wurde von einer Person so weitererzählt, dass ich familiäre Probleme in Deutschland habe und ich deshalb nicht nach Hause will. So fing es auch schon mit den ganzen Vorurteilen los und teilweise war ich echt schon am zweifeln, was ich falsch gemacht habe, dass alle sich gegen mich stellten. Eines der anderen „Vorurteile“ war, dass der Schwächeanfall eine Panikattacke war, was keinesfalls irgendwo bewiesen wurde. Auf Grund dieser „Diagnose“ meiner Organisation wurde ich dann zum Psychologen geschickt, was mich nur noch mehr an meiner weiteren Ausführung meines Austauschjahres zweifeln ließ und mir keinesfalls half.
Im Laufe der nächsten Wochen hörte ich nichts von der Organisation und auch den Warnbrief erhielt ich nicht,heißt ich hatte keinerlei Informationen.
26. Januar: Meine Kontaktperson tauchte plötzlich bei uns zu Hause auf und teilte mir mit, dass ich zwei Tage später, am 28. Januar, zur Midyearorientation fahre und von dort aus meine Familie wechsel und nach Pretoria ziehen würde… Keinerlei andere Informationen und nebenbei bricht meine Welt total zusammen, da ich meine wirklich inzwischen engen Freunde und auch meine Familie nicht verlassen wollte.
27. Januar: Mein letzter Schultag mit meinen Freunden in Klerksdorp und gleichzeitig musste ich auch allen erzählen, dass ich am nächsten Tag umziehen werde. Nach einem tränenreichen Abschied von meinen Freunden ging es also nach Hause und ich packte meine Koffer…
28. Januar: Nachdem Abschied von meiner Familie, wurde ich von meiner Kontaktperson abgeholt und es ging ab zur Bushaltestelle von wo aus ich mit einer anderen Austauschschülerin aus Klerksdorp mit dem Bus nach Pretoria zur Midyearorientation gefahren bin. (Inhalt der Orientation wie erwartet eher langweilig und nicht erzählenswert) Ich, immer noch total ohne Informationen über mein neues zu Hause, ergebe mich also dem Programm und bekomme am Abend des 29. Januars die Info, dass ich zur Probezeit für 3 Wochen zu einer Freiwilligen von yfu, ihrem Mann und ihren zwei Kleinkindern ziehe.
 Am 30. Januar erhalte ich den Warnbrief, den ich unterschreiben muss, obwohl ich die Vorwürfe noch immer nicht verstehen kann, und ich werde von meiner Probefamilie abgeholt. Glücklicherweise eine super liebe Familie mit zwei süßen Kindern (2 und 3 Jahre alt), mit denen ich mich sofort gut verstand und das obwohl mein Afrikaans sprechen noch nicht so super ist und sie noch kein Englisch verstehen.
Die 3 Wochen verliefen soweit ereignislos bis auf ein paar komische Situation, als ich zum Beispiel auf der Straße von zwei Männern angesprochen wurde, dass ich doch Netball spielen sollte, da ich so ein sportliches und kräftiges Mädchen sei.
Ohne jegliche weitere Informationen ging es dann also für mich am 18. Februar auf den cultural exchange (Bericht folgt). Am Donnerstag bevor dem Samstag, an dem wir wieder zurück fuhren, schrieb ich dann nochmal yfu an und fragte, was jetzt mit mir passieren wird und bekam daraufhin die Information, dass ich bis zum Ende meines Auslandsjahres in Johannesburg in einer Familie wohnen werde, dessen Tochter eigentlich selber Austauschschülerin sein wollte, sich aber letztendlich entschieden haben, lieber einen Austauschschüler aufzunehmen. Nach all den Problemen musste es ja auch mal eine gute Nachricht geben.
Alles hat also mit meinem Schwächeanfall angefangen und ohne den wäre ich jetzt wahrscheinlich noch immer in Klerksdorp aber jetzt lebe ich in Bryanston, Johannesburg, gehe auf die englisch sprachige Bryanston High school mit meinen beiden Geschwistern. (Eine Schwester-15 und ein Bruder-17) und bis jetzt läuft es hier echt super und meinen ersten Schultag habe ich auch hinter mir. Jetzt hoffe ich nur noch, dass es so weiter geht und es keine weiteren Probleme gibt.


Der cultural exchange bestand aus zwei Wochen, die wir in verschiedenen kleinen, ländlichen Gebieten verbrachten, wo die Leute noch immer sehr einfach leben. Da ein paar gewisse Leute alles mögliche wissen wollen, wird dieser Beitrag ziemlich ausführlich, also wenn euch etwas nicht interessiert einfach überlesen ;D
Fangen wir mit meiner Familie an: Ich lebte zusammen mit meiner Oma und meiner älteren Schwester (17). Eine Woche war auch noch eine andere Schwester (23) mit ihrem Kind da. Unser Haus bestand aus 3 Zimmern: Ein Zimmer wo meine Gastoma und meine älteste Schwester und ihr Kind schliefen, was gleichzeitig auch der Vorratsraum war. Das zweite Schlafzimmer mit einem Bett gehörte meiner gleichaltrigen Schwester und mir. Das letzte Zimmer war eine Art Abstellkammer für Teller, Becher und fertig gekochtes Essen.
Gekocht wurde in einer Art Hütte draußen über dem Feuer. Zu Essen gab es morgens meistens eine Scheibe Toast (manchmal mit Margarine), in der Schule haben wir uns immer etwas gekauft und Abends gab es Pap mit irgendeiner Beilage, z.B. Würstchen oder Gemüsebrei. Zwischendurch wurden einige Früchte gegessen, da so ziemlich jede Familie irgendwelche Bäume im Gaten hat, damit man nicht immer die Früchte kaufen muss. Wir hatten in unserem Garten Apfel-, Bananen-, Guaven-, Mango- und Grapefruitbäume. Auch ziemlich interessant ist, dass die Äpfel dort total klein waren und die Bananen drei mal so groß wie in Deutschland. Wie Guaven und Grapefruits sonst aussehen, weiß ich leider nicht.
Vor dem ersten Schultag wurde mir auch gleich noch ein neuer Name gegeben- Amgelo. Alle Leute hier haben nämlich einen englischen Namen und einen auf Siswati, die Muttersprache in diesem Teil Südafrikas, da es direkt an der Grenze an Swaziland ist. Amgelo bedeutet so viel wie „willkommen sein“. In der Schule und auch generell im ganzen Gebiet ist man als Weißer wie ein Berühmter, da alle auf dich zugelaufen kommen, mit dir sprechen und Fotos machen wollen. Ich weiß nicht, wie es als weißer Junge ist, aber ich habe alleine am ersten Tag 7 Heiratsanträge bekommen, 2 mal wurde mir einfach nur zu geschrien „Marry me!“ und wie oft ich gefragt wurde, ob ich nicht seine Freundin sein kann, wollte und konnte ich nicht mehr zählen.
Wie ihr vielleicht gemerkt habt, gab es kein Badezimmer. Das heißt, gewaschen hat man sowohl sich selbst, als auch die Kleidung in einer Schüssel mit Wasser und einem Stück Seife. Die Toilette bestand aus einem Loch im Boden und abgespült wurde hier auch nicht, was dazu führte, dass man nur tagsüber wenn es wirklich hell ist auf die Toilette kann, da dann die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass dort dann weniger Kakerlaken rumlaufen. Hände waschen konnte man auch nicht wirklich (man bedenke, dass man hier auch noch mit den Händen isst) und die Zähne wurden 1-mal am Morgen notdürftig geputzt.
Die Schule begann morgens immer um 6 oder 7 Uhr, die Assembly war um 7:15, wobei die etwas anders abläuft als in den anderen Schulen. Es wird ein Lied gesungen, ein Gebet gesprochen und vielleicht wird noch eine Ankündigung gemacht und dann geht es in die Klassen. Die Klassen waren um einiges größer (45) und man konnte nicht irgendwelche Fächer wählen, sonder man muss sich zwischen 4 Möglichkeiten entscheiden, was zur Folge hat, dass man in einer festen Klasse ist und nicht jede Stunde im neuen Klassenraum mit neuen Mitschülern ist. In den Pausen gibt es, anders als an meinen vorherigen Schulen einen kleinen Markt von einheimischen Frauen die Gebäck und Snacks verkauften. Zum Beispiel konnte man dort ein Gebäckstück oder eine Packung Chips für 1 Rand kaufen (14 Rand=1€). Das einzige was mich auf diesem Austausch geschockt hat, war auch Teil des Schultages. In meiner Klasse wurde es nicht so viel gemacht, wegen meiner Anwesenheit und die erste Situation, wo ich es mitbekommen habe, war ein Mathetest an meinem zweiten Schultag, bzw. eher am dritten, als wir ihn zurück bekamen. Der Lehrer teilte die Aufgaben aus und sagte währenddessen lachend: „Alle die schlechtere Noten als Hannah haben, werden geschlagen.“ Für mich ein Schock, jedoch glaubte ich es nicht wirklich, da er dabei lachte. Als wir dann aber am nächsten Tag den Test wiederbekamen, bei dem ich zwar nicht gut abgeschnitten hatte, da ich den Stoff noch nicht gemacht hatte, hatten trotzdem noch über die Hälfte der Klasse weniger Punkte als ich. Diese mussten dann alle raus gehen und wurden zu meinem Schock wirklich geschlagen. Eigentlich kommt es laut den anderen noch viel öfter und auch in der Klasse vor. Viele meinten am letzten Tag auch zu mir, dass sie  traurig sind, dass ich gehe, unter anderem weil die Lehrer dann keine Rücksicht mehr nehmen. Ich glaube, das war die einzige und schlimmste Erfahrung für mich in diesen zwei Wochen.
Genau wie die Preise in der Schule waren auch die anderen Shops im Dorf, die meisten Indern gehörten, ziemlich günstig, wobei chicken aber immer noch ziemlich teuer war, weshalb die meisten Familien hier ihre eigenen Hühner haben, die sie dann ab und zu schlachten.
An meinem zweiten Tag wurde ich auch direkt mit zur Kirche genommen, was wirklich sehr interessant war… Angefangen bei der Kleidung. Die Frauen trugen grüne, lange Gewänder und eine Art Hut in derselben Farbe. Die Männer im selben grün eine Art Jacke und eine schwarze Hose. Die meiste Zeit sprangen sie aus meiner Sich nur im Kreis herum und schrien etwas auf Siswati, was ich demnach nicht verstehen konnte. Das ganze dauerte 2 Stunden und ich war ehrlich gesagt froh, als es vorbei war, da es zum Einen viel zu warm war und es doch etwas seltsam für mich aussah und anhörte. Trotz der Wärme musste ich mir einen langen Rock bei meiner Gastschwester ausleihen, da man nur Sachen tragen durfte, die bis zum Knie oder länger waren. Regenschirme werden dort übrigens nicht für den Regen sondern für die Sonne, die besonders stark ist, benutzt.
In der zweiten Woche hatte ich das Glück mit ein paar anderen Austauschschülern, die in meiner Nähe wohnten, in den Krüger Nationalpark fahren zu können. Da ich aber meine wertvollen Sachen nicht mitnehmen sollte, sind die Fotos nicht besonders gut geworden, aber immerhin habe ich welche. Da die Schule der anderen Austauschschülern unseren Ausflug als educational tour angemeldet hatte, war der Eintritt für uns frei und wir mussten nur R100 (keine 10€) für das Tanken des Autos bezahlen. Im Gegenzug mussten/durften wir allerdings auch noch zu einem Vortrag über Die Tier und generell den Park, der ca. 1 Stunde dauerte.
Da unser Haus nur 2 Straßen und in etwa 3km von Swaziland entfernt war, ging ich einen Tag mit meiner Gastschwester und 3 Freundinnen zur Grenze. Da die anderen aber keinen Passport hatten, konnte ich mir leider auch keinen Stempel für den Pass abholen.
An meinem letzten Schultag hatten wir dann gar nicht mehr richtig Schule, da es zwei Programmpunkte gab, die ich bis heute noch nicht ganz verstehe. Anscheinend wurden zwei Sängerinnen organisiert, die seehr laut irgendwelche Lieder geschrien haben (singen kann man das nicht mehr nennen). Jedenfalls sind die Schülerinnen und auch einige Jungen immer total ausgerastet, sind aufgesprungen und haben ihr bestes beim Tanzen gegeben… sehr amüsant! Danach gab es noch eine religiöse Organisation, die etwas vorstellte und einen Pastor, der ein Gebet gesprochen hat (ich weiß nicht, was los war, aber auch er hat mehr geschrien als geredet), was auch nur eine knappe halbe Stunde dauerte. Alles in allem war es zwar sehr interessant, aber ich müsste es nicht wiederholen…
An sich war der cultural exchange für mich eine super Erfahrung, da ich wirklich in den vorgestellten Konditionen leben konnte, was andere Austauschschüler leider nicht erleben konnten. Am Ende war ich jedenfalls echt traurig, als ich weg musste.

So ein ziemlich langer Beitrag über alles was in den letzten zwei Monaten so passiert ist, was nicht gerade wenig ist… Ich hoffe es war nicht zu langweilig und ab jetzt werde ich mich hoffentlich auch wieder regelmäßiger melden können.
Bei irgendwelchen Fragen über den cultural exchange könnt ihr einfach einen Kommentar da lassen und ich versuche es so bald wie möglich zu beantworten. 

 Meine Schuluniform in Pretoria

Hospitality-Unterricht

Eins unser drei Haustiere



 Unser Spülbecken

 Unsere Küche
Unsere Toilette (Anblick von innen wollte ich ersparen)

Die Küche


 Mein Gastneffe

 traditionelle Kleidung


 mit einmal waschen ist es nicht getan! Auch nochmal durch sauberes Wasser

 traditionelles Kochen





 In meiner super schönen neuen Hose :// im Krüger Park