Nach langer, langer Zeit melde ich
mich hier auch mal wieder… Viel ist passiert in den letzten zwei Monaten und
dennoch wollte ich es nicht auf dem Blog veröffentlichen. Nach allem will ich
euch aber trotzdem versuchen einen Einblick in das, was passiert ist, zu geben.
Dieser Eintrag wird dementsprechend nicht über so viele schöne Erfahrungen
gehen und ich hoffe es ist nicht zu schlimm für euch, auch mal über die
negativen Erfahrungen zu lesen.
Ich versuche mich kurz zu halten,
daher wird der Stil auch etwas anders sein…
Drehen wir die Zeit mal 2 Monate
zurück: Am 05. Januar 2017 waren wir gerade einen Tag aus dem Urlaub zurück und
ich hatte einen Schwächeanfall, weswegen ich kurzerhand ins Krankenhaus kam…
Und so fing alles an…
07. Januar: Meine Kontaktperson
kommt zu Besuch, da sie durch meine Gastfamilie über meinen Anfall informiert
wurde. Mir wurden verschiedenste Sachen von der Organisation aus vorgeworfen,
mit denen ich angeblich die Regeln der Organisation gebrochen habe. Mir wurde
gesagt, dass ich einen Warnbrief bekomme und eventuell zurück nach Deutschland
geschickt werde. Daraufhin war ich total verstört, zum Einen weil ich die
Vorwürfe nicht verstehen konnte (und immer noch nicht kann…) und zum Anderen,
weil ich noch nicht nach Hause will. Das wiederum wurde von einer Person so
weitererzählt, dass ich familiäre Probleme in Deutschland habe und ich deshalb
nicht nach Hause will. So fing es auch schon mit den ganzen Vorurteilen los und
teilweise war ich echt schon am zweifeln, was ich falsch gemacht habe, dass
alle sich gegen mich stellten. Eines der anderen „Vorurteile“ war, dass der
Schwächeanfall eine Panikattacke war, was keinesfalls irgendwo bewiesen wurde.
Auf Grund dieser „Diagnose“ meiner Organisation wurde ich dann zum Psychologen
geschickt, was mich nur noch mehr an meiner weiteren Ausführung meines
Austauschjahres zweifeln ließ und mir keinesfalls half.
Im Laufe der nächsten Wochen hörte
ich nichts von der Organisation und auch den Warnbrief erhielt ich nicht,heißt
ich hatte keinerlei Informationen.
26. Januar: Meine Kontaktperson
tauchte plötzlich bei uns zu Hause auf und teilte mir mit, dass ich zwei Tage
später, am 28. Januar, zur Midyearorientation fahre und von dort aus meine
Familie wechsel und nach Pretoria ziehen würde… Keinerlei andere Informationen
und nebenbei bricht meine Welt total zusammen, da ich meine wirklich inzwischen
engen Freunde und auch meine Familie nicht verlassen wollte.
27. Januar: Mein letzter Schultag
mit meinen Freunden in Klerksdorp und gleichzeitig musste ich auch allen
erzählen, dass ich am nächsten Tag umziehen werde. Nach einem tränenreichen Abschied
von meinen Freunden ging es also nach Hause und ich packte meine Koffer…
28. Januar: Nachdem Abschied von
meiner Familie, wurde ich von meiner Kontaktperson abgeholt und es ging ab zur
Bushaltestelle von wo aus ich mit einer anderen Austauschschülerin aus
Klerksdorp mit dem Bus nach Pretoria zur Midyearorientation gefahren bin. (Inhalt
der Orientation wie erwartet eher langweilig und nicht erzählenswert) Ich,
immer noch total ohne Informationen über mein neues zu Hause, ergebe mich also
dem Programm und bekomme am Abend des 29. Januars die Info, dass ich zur
Probezeit für 3 Wochen zu einer Freiwilligen von yfu, ihrem Mann und ihren zwei
Kleinkindern ziehe.
Am 30. Januar erhalte ich den Warnbrief, den
ich unterschreiben muss, obwohl ich die Vorwürfe noch immer nicht verstehen
kann, und ich werde von meiner Probefamilie abgeholt. Glücklicherweise eine
super liebe Familie mit zwei süßen Kindern (2 und 3 Jahre alt), mit denen ich
mich sofort gut verstand und das obwohl mein Afrikaans sprechen noch nicht so
super ist und sie noch kein Englisch verstehen.
Die 3 Wochen verliefen soweit
ereignislos bis auf ein paar komische Situation, als ich zum Beispiel auf der
Straße von zwei Männern angesprochen wurde, dass ich doch Netball spielen
sollte, da ich so ein sportliches und kräftiges Mädchen sei.
Ohne jegliche weitere Informationen
ging es dann also für mich am 18. Februar auf den cultural exchange (Bericht
folgt). Am Donnerstag bevor dem Samstag, an dem wir wieder zurück fuhren,
schrieb ich dann nochmal yfu an und fragte, was jetzt mit mir passieren wird
und bekam daraufhin die Information, dass ich bis zum Ende meines
Auslandsjahres in Johannesburg in einer Familie wohnen werde, dessen Tochter
eigentlich selber Austauschschülerin sein wollte, sich aber letztendlich
entschieden haben, lieber einen Austauschschüler aufzunehmen. Nach all den
Problemen musste es ja auch mal eine gute Nachricht geben.
Alles hat also mit meinem
Schwächeanfall angefangen und ohne den wäre ich jetzt wahrscheinlich noch immer
in Klerksdorp aber jetzt lebe ich in Bryanston, Johannesburg, gehe auf die
englisch sprachige Bryanston High school mit meinen beiden Geschwistern. (Eine
Schwester-15 und ein Bruder-17) und bis jetzt läuft es hier echt super und
meinen ersten Schultag habe ich auch hinter mir. Jetzt hoffe ich nur noch, dass
es so weiter geht und es keine weiteren Probleme gibt.
Der cultural exchange bestand aus
zwei Wochen, die wir in verschiedenen kleinen, ländlichen Gebieten verbrachten,
wo die Leute noch immer sehr einfach leben. Da ein paar gewisse Leute alles
mögliche wissen wollen, wird dieser Beitrag ziemlich ausführlich, also wenn
euch etwas nicht interessiert→ einfach überlesen ;D
Fangen wir mit meiner Familie an:
Ich lebte zusammen mit meiner Oma und meiner älteren Schwester (17). Eine Woche
war auch noch eine andere Schwester (23) mit ihrem Kind da. Unser Haus bestand
aus 3 Zimmern: Ein Zimmer wo meine Gastoma und meine älteste Schwester und ihr
Kind schliefen, was gleichzeitig auch der Vorratsraum war. Das zweite
Schlafzimmer mit einem Bett gehörte meiner gleichaltrigen Schwester und mir.
Das letzte Zimmer war eine Art Abstellkammer für Teller, Becher und fertig
gekochtes Essen.
Gekocht wurde in einer Art Hütte
draußen über dem Feuer. Zu Essen gab es morgens meistens eine Scheibe Toast
(manchmal mit Margarine), in der Schule haben wir uns immer etwas gekauft und
Abends gab es Pap mit irgendeiner Beilage, z.B. Würstchen oder Gemüsebrei.
Zwischendurch wurden einige Früchte gegessen, da so ziemlich jede Familie
irgendwelche Bäume im Gaten hat, damit man nicht immer die Früchte kaufen muss.
Wir hatten in unserem Garten Apfel-, Bananen-, Guaven-, Mango- und
Grapefruitbäume. Auch ziemlich interessant ist, dass die Äpfel dort total klein
waren und die Bananen drei mal so groß wie in Deutschland. Wie Guaven und
Grapefruits sonst aussehen, weiß ich leider nicht.
Vor dem ersten Schultag wurde mir
auch gleich noch ein neuer Name gegeben- Amgelo. Alle Leute hier haben nämlich
einen englischen Namen und einen auf Siswati, die Muttersprache in diesem Teil
Südafrikas, da es direkt an der Grenze an Swaziland ist. Amgelo bedeutet so
viel wie „willkommen sein“. In der Schule und auch generell im ganzen Gebiet ist
man als Weißer wie ein Berühmter, da alle auf dich zugelaufen kommen, mit dir
sprechen und Fotos machen wollen. Ich weiß nicht, wie es als weißer Junge ist,
aber ich habe alleine am ersten Tag 7 Heiratsanträge bekommen, 2 mal wurde mir
einfach nur zu geschrien „Marry me!“ und wie oft ich gefragt wurde, ob ich
nicht seine Freundin sein kann, wollte und konnte ich nicht mehr zählen.
Wie ihr vielleicht gemerkt habt,
gab es kein Badezimmer. Das heißt, gewaschen hat man sowohl sich selbst, als
auch die Kleidung in einer Schüssel mit Wasser und einem Stück Seife. Die
Toilette bestand aus einem Loch im Boden und abgespült wurde hier auch nicht,
was dazu führte, dass man nur tagsüber wenn es wirklich hell ist auf die
Toilette kann, da dann die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass dort dann
weniger Kakerlaken rumlaufen. Hände waschen konnte man auch nicht wirklich (man
bedenke, dass man hier auch noch mit den Händen isst) und die Zähne wurden 1-mal
am Morgen notdürftig geputzt.
Die Schule begann morgens immer um
6 oder 7 Uhr, die Assembly war um 7:15, wobei die etwas anders abläuft als in
den anderen Schulen. Es wird ein Lied gesungen, ein Gebet gesprochen und
vielleicht wird noch eine Ankündigung gemacht und dann geht es in die Klassen.
Die Klassen waren um einiges größer (45) und man konnte nicht irgendwelche Fächer
wählen, sonder man muss sich zwischen 4 Möglichkeiten entscheiden, was zur
Folge hat, dass man in einer festen Klasse ist und nicht jede Stunde im neuen
Klassenraum mit neuen Mitschülern ist. In den Pausen gibt es, anders als an
meinen vorherigen Schulen einen kleinen Markt von einheimischen Frauen die
Gebäck und Snacks verkauften. Zum Beispiel konnte man dort ein Gebäckstück oder
eine Packung Chips für 1 Rand kaufen (14 Rand=1€). Das einzige was mich auf
diesem Austausch geschockt hat, war auch Teil des Schultages. In meiner Klasse
wurde es nicht so viel gemacht, wegen meiner Anwesenheit und die erste
Situation, wo ich es mitbekommen habe, war ein Mathetest an meinem zweiten
Schultag, bzw. eher am dritten, als wir ihn zurück bekamen. Der Lehrer teilte
die Aufgaben aus und sagte währenddessen lachend: „Alle die schlechtere Noten
als Hannah haben, werden geschlagen.“ Für mich ein Schock, jedoch glaubte ich
es nicht wirklich, da er dabei lachte. Als wir dann aber am nächsten Tag den
Test wiederbekamen, bei dem ich zwar nicht gut abgeschnitten hatte, da ich den
Stoff noch nicht gemacht hatte, hatten trotzdem noch über die Hälfte der Klasse
weniger Punkte als ich. Diese mussten dann alle raus gehen und wurden zu meinem
Schock wirklich geschlagen. Eigentlich kommt es laut den anderen noch viel öfter
und auch in der Klasse vor. Viele meinten am letzten Tag auch zu mir, dass
sie traurig sind, dass ich gehe, unter
anderem weil die Lehrer dann keine Rücksicht mehr nehmen. Ich glaube, das war
die einzige und schlimmste Erfahrung für mich in diesen zwei Wochen.
Genau wie die Preise in der Schule
waren auch die anderen Shops im Dorf, die meisten Indern gehörten, ziemlich
günstig, wobei chicken aber immer noch ziemlich teuer war, weshalb die meisten
Familien hier ihre eigenen Hühner haben, die sie dann ab und zu schlachten.
An meinem zweiten Tag wurde ich
auch direkt mit zur Kirche genommen, was wirklich sehr interessant war…
Angefangen bei der Kleidung. Die Frauen trugen grüne, lange Gewänder und eine
Art Hut in derselben Farbe. Die Männer im selben grün eine Art Jacke und eine
schwarze Hose. Die meiste Zeit sprangen sie aus meiner Sich nur im Kreis herum
und schrien etwas auf Siswati, was ich demnach nicht verstehen konnte. Das
ganze dauerte 2 Stunden und ich war ehrlich gesagt froh, als es vorbei war, da
es zum Einen viel zu warm war und es doch etwas seltsam für mich aussah und
anhörte. Trotz der Wärme musste ich mir einen langen Rock bei meiner
Gastschwester ausleihen, da man nur Sachen tragen durfte, die bis zum Knie oder
länger waren. Regenschirme werden dort übrigens nicht für den Regen sondern für
die Sonne, die besonders stark ist, benutzt.
In der zweiten Woche hatte ich das
Glück mit ein paar anderen Austauschschülern, die in meiner Nähe wohnten, in
den Krüger Nationalpark fahren zu können. Da ich aber meine wertvollen Sachen nicht
mitnehmen sollte, sind die Fotos nicht besonders gut geworden, aber immerhin
habe ich welche. Da die Schule der anderen Austauschschülern unseren Ausflug
als educational tour angemeldet hatte, war der Eintritt für uns frei und wir
mussten nur R100 (keine 10€) für das Tanken des Autos bezahlen. Im Gegenzug
mussten/durften wir allerdings auch noch zu einem Vortrag über Die Tier und
generell den Park, der ca. 1 Stunde dauerte.
Da unser Haus nur 2 Straßen und in
etwa 3km von Swaziland entfernt war, ging ich einen Tag mit meiner
Gastschwester und 3 Freundinnen zur Grenze. Da die anderen aber keinen Passport
hatten, konnte ich mir leider auch keinen Stempel für den Pass abholen.
An meinem letzten Schultag hatten
wir dann gar nicht mehr richtig Schule, da es zwei Programmpunkte gab, die ich
bis heute noch nicht ganz verstehe. Anscheinend wurden zwei Sängerinnen
organisiert, die seehr laut irgendwelche Lieder geschrien haben (singen kann
man das nicht mehr nennen). Jedenfalls sind die Schülerinnen und auch einige
Jungen immer total ausgerastet, sind aufgesprungen und haben ihr bestes beim
Tanzen gegeben… sehr amüsant! Danach gab es noch eine religiöse Organisation,
die etwas vorstellte und einen Pastor, der ein Gebet gesprochen hat (ich weiß
nicht, was los war, aber auch er hat mehr geschrien als geredet), was auch nur
eine knappe halbe Stunde dauerte. Alles in allem war es zwar sehr interessant,
aber ich müsste es nicht wiederholen…
An sich war der cultural exchange
für mich eine super Erfahrung, da ich wirklich in den vorgestellten Konditionen
leben konnte, was andere Austauschschüler leider nicht erleben konnten. Am Ende
war ich jedenfalls echt traurig, als ich weg musste.
So ein ziemlich langer Beitrag über
alles was in den letzten zwei Monaten so passiert ist, was nicht gerade wenig
ist… Ich hoffe es war nicht zu langweilig und ab jetzt werde ich mich
hoffentlich auch wieder regelmäßiger melden können.
Bei irgendwelchen Fragen über den
cultural exchange könnt ihr einfach einen Kommentar da lassen und ich versuche
es so bald wie möglich zu beantworten.
Meine Schuluniform in Pretoria
Hospitality-Unterricht
Eins unser drei Haustiere
Unser Spülbecken
Unsere Küche
Unsere Toilette (Anblick von innen wollte ich ersparen)
Die Küche
Mein Gastneffe
traditionelle Kleidung
mit einmal waschen ist es nicht getan! Auch nochmal durch sauberes Wasser
traditionelles Kochen
In meiner super schönen neuen Hose :// im Krüger Park
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen